Am 05.07.2018 fand im „Franziskaner“ der 27. Kaminabend des Münchner Finance Forum e.V. statt. 70 Teilnehmer folgten den beiden Vorträgen und nutzten die Gelegenheit zum Networking im gemütlichen Hofgarten. Die Begrüßung übernahm MFF- und financial.com-Vorstand Dr. Alexis Eisenhofer, der kurz über den Finanzplatz München referierte.

Den ersten Vortrag hielt PD Dr. Hubert Dichtl (dichtl research & consulting) zum Thema „Factor Investing“. Während das klassische Capital Asset Pricing Model die Rendite eines Portfolios durch die Marktrendite, den Beta-Faktor und die Überrendite (Alpha) erklärt, zielt Factor Investing auf detailliertere Analyse. Der Ansatz geht zurück auf das Dreifaktorenmodell von Eugene Fama und Kenneth French, die 1992 eine bessere Erklärung durch Hinzunahme eines Size-Faktors (Small minus big market capitalization) sowie eines Value-Faktors (High minus low book value) erreichten. Mark Carhart verwendet 1997 zusätzlich einen Momentum-Faktor (Vorjahresgewinner minus Vorjahresverlierer). Hubert Dichtl zeigte anhand eigener Forschungsergebnisse eindrucksvoll auf, dass durch diese Verfeinerung Irrtümer bezüglich der Fähigkeiten einzelner Fondsmanager reduziert werden können. Durch eine bewusste Steuerung der Faktorprämie wird das Portfolio zudem risikoärmer.

Der zweite Vortrag des Abends wurde von Dr. Markus Krall (goetzpartners) zum Thema „Die Zinspolitik und die Stabilität der Banken – Ein Sprengsatz für den Euro“ gehalten. Herr Krall ist Autor des Bestsellers „Der Draghi Crash“ und hat als Unternehmensberater maßgeblich bei den Risikomodellen deutscher Banken mitgewirkt. Diese erzielen 80% ihrer Erträge durch die Zinsmarge, die jedoch aktuell durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zerstört wurde. Der Negativzins für Liquidität bei der EZB kostet die Banken -0,4% ( negative „Sparmarge“). Durch die Interventionen der EZB ist zudem die Zinskurve flach, so dass eine Transformationsmarge entfällt. Die Kreditmarge ist ebenfalls erodiert, weil viel mehr Kreditangebot als Kreditnachfrage im Markt besteht. Die Ertragsschwäche ist bislang noch durch beschönigte Ausfallwerte in den Modell verdeckt. Während normalerweise 1,5-2% der Unternehmen jährlich insolvent werden, hat die Rettungspolitik künstlich Firmen am Leben erhalten und damit Zombie-Unternehmen geschaffen. Die 0,5% Ausfallquote in den Modellen ist falsch und wird massive Verluste produzieren, wenn sich die Wirtschaft in einen Normalzustand einpendelt. Die EZB kann die Zinsen aufgrund der Überschuldung der Südländer nicht erhöhen, aber durch die Zinspolitik zerstört sie den Finanzsektor. Markus Krall rechnet ab 2020 mit den ersten Problemen, weil dann die Banken in Summe in die Verlustzone rutschen und das Eigenkapital der Banken abschmilzt. Dies wird weitere deflatorische Auswirkungen haben und den Teufelskreis verstärken.