Am 11. Juli 2019 fand bereits zum 29. Mal der Kaminabend des Münchner Finance Forums im schönen Hofgarten des „Franziskaner“ statt. 80 Gäste fanden sich ein, um die beiden Vorträge zu verfolgen und bei bayerischen Delikatessen zu networken, sowie über die Themen des Abends zu diskutieren.
Den ersten Vortrag hielt Dr. Matthias Unser, Vorstand der Yielco Investments AG. Er referierte bereits zum dritten Mal seit Bestehen des MFF, dieses Mal zum Thema „Überhitzung am Private Debt Markt? Erfahrungen aus der Finanzkrise“.
Privat Debt als Assetklasse hat inzwischen eine große Bedeutung erlangt. 2017 und 2018 wurden jährlich weltweit mehr als 120 Milliarden USD in diese Anlageklasse investiert. Den größten Anteil hat „Direct Lending“ vor „Distressed Debt“. Die Bewertungen sind mit ungefähr 6 Debt/EBITDA sowohl in den USA als auch in Europa nur auf den ersten Blick konstant geblieben. Die Anzahl der Transaktionen mit EBITDA Anpassungen durch Einmaleffekte hat sich seit 10 Jahren auf knapp 50% verdoppelt. Der Wettbewerbsdruck sorgt auch für die Aufweichung der traditionellen Kreditgeberrechte, weswegen immer weniger Covenants vereinbart werden. Zudem sind die Verschuldungsquoten der Unternehmen gestiegen. Größere Unternehmen haben eine höhere Verschuldung als kleine Unternehmen, weil ihr Geschäft aufgrund von Diversifikationseffekten bereits risikoärmer ist und mehr Hebel ermöglicht. Es bleibt zu erwarten, dass der Kapitalstrom in die Anlageklasse weiterhin hoch bleibt, wenn die Zinsen niedrig bleiben.
Dr. Steffen Marquardt, Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter der Paradoxon Gruppe steuerte zum ersten Mal einen Beitrag zum Kaminabend bei und ist nun offiziell Mitglied des Vereins. Sein Vortrag: „Taming the Beast – Dealing with Volatility in Cryptomarkets“.
Seit der Einführung des Bitcoin Anfang 2009 wurden fast 2300 Kryptowährungen geschaffen. Die gesamte Marktkapitalisierung beträgt 320 Milliarden USD. Seit 2013 beträgt das jährliche Wachstum 137%. Diesem extrem starken Wachstum steht eine hohe Volatilität gegenüber, die für viele Investoren nicht tragbar ist. Der Gesamtmarkt ist stark fokussiert auf wenige Währungen. Alleine der Bitcoin kommt auf 59% der Marktkapitalisierung. Die nächstgrößeren 9 Kryptowährungen vereinen weitere 28% auf sich. Nur 10 der 2300 Kryptowährungen vereinen somit 87% der Marktkapitalisierung auf sich. Herr Marquardt zeigte anschließend eine Handelsstrategie, die ausschließlich auf den Bitcoin abzielt, weil dort genügend Liquidität zu finden ist. Finanzmathematisch ist das arithmetische Mittel immer größer als das geometrische Mittel. Der Spread zwischen beiden Mitteln steigt mit der Volatilität. Durch eine Constant Mix (50/50) Investment Strategy, bei der nur die Hälfte der Mittel in Bitcoins investiert werden und die andere Hälfte Kasse gehalten wird, sinkt das Risiko erheblich. Die Reduktion der Mittel nach Kursgewinnen und die Aufstockung nach Kursverlusten nach einer klaren Handelsregel profitiert besonders von hohen Schwankungen.